„Buy on bad news, sell on good news“, lautet eine Börsenweisheit, mit der bekannte Investoren, wie etwa John Templeton oder Warren Buffett, reich geworden sind. Derzeit werden von den Marktteilnehmern fast nur noch gute Nachrichten zum Berliner Wohnungsmarkt wahrgenommen. Das heißt nicht zwangsläufig, dass man jetzt Häuser und Wohnungen in Berlin verkaufen sollte, aber jeder Immobilieneigentümer sollte ernsthaft darüber nachdenken.
Jede Woche hört man neue, gute Nachrichten für Investoren:
- Berlin ist laut der aktuellen Studie „Emerging Trends in Real Estate Europe 2015“ bei internationalen Investoren der beliebteste Investitionsstandort Europas. Seit dem Jahr 2006 befragen das Urban Land Institute und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC 500 Marktexperten in Europa. London, über viele Jahre Spitzenreiter, steht in diesem Jahr nur noch auf Platz 10 und verlor damit fünf Ränge. Berlin stieg um drei Ränge auf Platz 1.
- Eine aktuelle Studie des weltweit größten Maklerunternehmens CBRE kommt zum Ergebnis, dass die Mieten in Berlin im vergangenen Jahr um 6,6 Prozent gestiegen sind. Der Anstieg war nur ein wenig schwächer als im Vorjahr (+ 6,9 Prozent). Die Wohnungspreise explodieren. In Neukölln stiegen sie im vergangenen Jahr um 17,4 Prozent! Im Bereich der Mehrfamilienhäuser wurden im vergangenen Jahr 15 Prozent mehr verkauft als im Vorjahr, das Transaktionsvolumen stieg sogar um sagenhafte 41 Prozent. Bei Wohnungsportfolios lag Berlin ebenfalls an der Spitze: Das Investmentvolumen betrug 7,5 Mrd. Euro, was einem Anteil von 31,5 Prozent am gesamten Investitionsvolumen in Deutschland entspricht.
- Die fundamentalen Daten scheinen das rege Interesse der Investoren gut zu begründen. Im vergangenen Jahr haben sich laut dem Statistischen Landesamt 44.742 Personen mehr in Berlin an- als abgemeldet. In den Jahren vor 2009 waren es stets weniger als 10.000 Personen.
Die Euphorie ist also verständlich. Aber ich denke, manche negativen Entwicklungen sind noch nicht eingepreist, insbesondere die Mietpreisbremse. Diese wird nach wie vor von vielen Marktteilnehmern ignoriert.
Wenn Sie ein Mehrfamilienhaus besitzen, bei dem nach Einführung der Mietpreisbremse die Mieten nur noch unwesentlich gesteigert werden können, weil die Ist-Miete bereits nahe an der ortsüblichen Vergleichsmiete liegt, dann sollten Sie jetzt über einen Verkauf nachdenken. Das gilt besonders dann, wenn Sie für Faktoren verkaufen können, die beim 24-fachen oder darüber liegen. Zwar wissen alle Marktteilnehmer, dass die Mietpreisbremse kommt. Aber nicht jeder nimmt sie wirklich ernst und nicht jeder hat ausgerechnet, was diese Regelung für die Mietentwicklungspotenziale seiner Immobilien bedeutet.
In allen Märkten beobachten wir, dass in Phasen der Euphorie negative Faktoren ausgeblendet werden. Wie auch am Aktienmarkt wird es Ihnen nur selten gelingen, am tiefsten Punkt einzusteigen und am höchsten auszusteigen. Wenn Sie es also psychisch verkraften können, vielleicht noch eine Zeit lang zuzuschauen, wie die Preise weiter steigen, nachdem Sie verkauft haben, dann sollten Sie jetzt Verkaufsmöglichkeiten prüfen.