Kein Anlass für Mieten-Alarmismus

Schlagzeilen über stark steigende Mieten beherrschen die Medien. Es werden Fälle zitiert, wo die Mieten im zweistelligen Bereich steigen. Tatsächlich sind das Einzelfälle, die sich fast ausschließlich auf die Neuvermietung in ganz bestimmten Stadtteilen einiger Metropolen beziehen.

Für einen flächendeckenden „Mieten-Alarmismus“ besteht nicht der geringste Anlass. Die Zahlen der Bundesregierung belegen vielmehr: Die Mieten im Wohnungsbestand sind 2011 nur halb so stark (!!) gestiegen wie die Inflationsrate, real also sogar gefallen! Und selbst bei Neuvermietungen lag die Mietsteigerung real – also nach Inflation – nur etwa bei einem halben Prozent.
Natürlich sagen diese Durchschnittswerte nichts über die Entwicklung in einzelnen Metropolen aus, wo der Anstieg stärker ist. Beispiel Berlin: Laut dem aktuellen Wohnungsmarktbericht Berlin in JLL erreichten die Mieten in Berlin im ersten Halbjahr 2012 im Median 7,40 Euro/qm, was auf Jahressicht einer Steigerung von rund 13 Prozent entspricht. „Damit verzeichnet die Hauptstadt mit Abstand die stärkste Mietpreissteigerung aller untersuchten Städte.“ Auch das ist jedoch eine ganz normale Entwicklung, nachdem die Mieten dort über mehr als ein Jahrzehnt kaum gestiegen waren.
Tatsächlich ist es notwendig, dass die Mieten noch deutlich stärker steigen, damit wieder mehr gebaut wird. Um beim Beispiel Berlin zu bleiben: Die Mieten in einfachen und mittleren Lagen sind überwiegend noch zu niedrig, dass sich hier ein Neubau wirtschaftlich lohnen würde, deshalb wird überproportional viel im hochpreisigen Sektor neu gebaut. So paradox es klingen mag: Erst ein weiterer Anstieg der Mieten wird dazu führen, den Mietanstieg mittelfristig zu bremsen, da hierdurch der Neubau angeregt und damit das Angebot erhöht wird.