Ich möchte hier etwas loswerden, das sich aus einem guten Grund die Betroffenen nicht trauen, öffentlich auszusprechen. Es geht darum, wie Wohnungsprojektentwicklern in Berlin das Leben schwer gemacht wird. Die Projektentwickler sind die einzigen kompetenten Problemlöser für den Wohnungsmangel – ihnen müsste eigentlich der rote Teppich ausgerollt werden! Stattdessen nervt man sie mit roter oder grüner Verweigerungsideologie. Das ist sicher nicht nur ein Berliner Problem, aber hier ist es besonders brisant.
Ich kenne Dutzende Projektentwickler in Berlin, und wenn ich mit ihnen spreche, höre ich immer wieder die gleichen Geschichten – von Bezirkspolitikern und Ämtern, die ihnen das Leben schwer, sehr schwer, machen. Die ihnen mit einem grundsätzlichen Misstrauen und manchmal sogar mit Feindseligkeit gegenübertreten. Die jedoch eindeutig am längeren Hebel sitzen, weshalb es keiner wagt, die Sache öffentlich zu machen.
Einer berichtete mir – und dies ist kein Scherz -, wie er mit den Beamten das zehnjährige “Jubiläum” der erstmaligen Befassung mit dem Projekt “feierte”. Ein anderer erzählte mir, wie er bereits zehnmal in die Bezirksversammlung musste. Ein Entwickler berichtete mir von absurden Diskussionen, die er in der Bezirksversammlung mit den Piraten führen musste, die einen Badesee statt Wohnungen wollten. Ein Projektentwickler aus Hamburg sagte mir neulich: “Auch in Hamburg ist es ganz bestimmt nicht einfach mit Ämtern und Politikern. Doch seit ich auch in Berlin tätig bin, weiß ich Hamburg wieder zu schätzen. Was ich hier erlebt habe, hätte ich nicht für möglich gehalten.” Er überlegt sich, ob er überhaupt in Berlin weitermachen will.
Ein anderer sehr erfolgreicher Projektentwickler, der tolle Projekte in Berlin realisiert hat, denkt ernsthaft darüber nach, ob er seine Arbeit überhaupt noch fortsetzen soll – obwohl er eigentlich viel zu jung ist, um aufzuhören: “Ich habe einfach keine Lust mehr, mich ständig anfeinden zu lassen. Das alles hat mich zermürbt. Ich überlege, ob ich nicht lieber eine Firma für den Vertrieb von Eigentumswohnungen aufziehen soll. Dann brauche ich mich nicht mehr mit Politikern und Beamten zu ärgern.”
Aber es sind nicht nur die Politiker und Beamten. Die “Süddeutsche Zeitung” wunderte sich in einem großen Artikel über die Investorenfeindlichkeit in der Hauptstadt. “In Berlin wird der Wohnraum knapp”, so titelte sie und setzte hinzu: “Doch wer neu baut, wird bekämpft. Über eine Stadt, die Krieg gegen Investoren und Zugezogene führt.” In dem Artikel hieß es: “Die Wut über steigende Mieten und über den Wandel der Stadt hat ein konkretes Ziel gefunden: Neubauprojekte. Sie werden zum Symbol für all das erklärt, was vielen Bewohnern der Hauptstadt Angst macht.”
Der Senat von Berlin hat eine Anlaufstelle für Investoren geschaffen, die vermitteln und helfen soll, jedoch meist nichts bewegt. Die Bezirke sind zu mächtig. Und hier regieren überwiegend rote, dunkelrote und grüne Politiker. Doch auch dort, wo die Union regiert, ist es nicht unbedingt besser. Ein Investor berichtete mir vom Gespräch mit einem CDU-Politiker. Der Investor hatte es gewagt, sich auf eine bereits erteilte Genehmigung zu berufen. “Sie werden noch viele weitere Genehmigungen brauchen”, sagte ihm der Politiker. “Wenn Sie auf dieser Genehmigung beharren, kann es sehr lange dauern und sehr schwierig werden, bis die erteilt werden. Ich würde mich an Ihrer Stelle lieber nicht auf die vorliegende Genehmigung berufen.”
All das wird nie öffentlich, keine Zeitung kann darüber berichten. Weil die Betroffenen schweigen und jeder im Stillen seinen Kleinkrieg ausficht und befürchtet, dass er keine Chance mehr hat, wenn er die Dinge ausspricht. In einer Stadt, die so dringend neue Wohnungen braucht, ist das ein Skandal. Ein stiller Skandal.